Johann Wolfgang von Goethe

 Christgeschenk

Johann Wolfgang von Goethe

 Der Abgebildete
Vergleicht sich billig
Heilgem Dreikönige,
Dieweil er willig
Dem Stern, der Ostenher
Wahrhaft erschienen,
Auf allen Wegen war
Bereit zu dienen.
Der Bildner gleichenfalls
Vergleicht sich eben
Dem Reiter, der den Hals
Darangegeben,
Wie Hämmling auch gethan,
Ein Held geworden
Durch seine Manneskraft
Ritter von Orden.

Darum zusammen sie

Euch nun verehren,
Die zum Vergangenen
Muthig sich kehren,
Stein, Heilge, Sammt und Gold -
Männiglich strebend
Und altem Tage hold -
Fröhlich belebend.

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Heilige Familie

Johann Wolfgang von Goethe
O des süßen Kindes, und o der glücklichen Mutter,
Wie sie sich einzig in ihm, wie es in ihr sich ergetzt!
Welche Wonne gewährte der Blick auf dieß herrliche Bild mir,
Stünd' ich Armer nicht so heilig, wie Joseph, dabei!





Epiphanias

Johann Wolfgang von Goethe
Die heilgen drei König' mit ihrem Stern,
Sie essen, sie trinken, und bezahlen nicht gern:
Sie essen gern, sie trinken gern,
Sie essen, trinken, und bezahlen nicht gern.

Die heilgen drei König' sind kommen allhier,

Es sind ihrer drei und sind nicht ihrer vier;
Und wenn zu dreien der vierte wär',
So wär' ein heilger drei König mehr.

Ich erster bin der weiß' und auch der schön',

Bei Tage solltet ihr erst mich sehn!
Doch ach! mit allen Specerein
Werd' ich sein Tag kein Mädchen mehr erfreun.

Ich aber bin der braun' und bin der lang',

Bekannt bei Weibern wohl und bei Gesang.
Ich bringe Gold statt Specerein,
Da werd' ich überall willkommen seyn.

Ich endlich bin der schwarz' und bin der klein',

Und mag auch wohl einmal recht lustig seyn.
Ich esse gern, ich trinke gern,
Ich esse, trinke und bedanke mich gern.

Die heilgen drei König' sind wohl gesinnt,

Sie suchen die Mutter und das Kind;
Der Joseph fromm sitzt auch dabei,
Der Ochs und Esel liegen auf der Streu.

Wir bringen Myrrhen, wir bringen Gold,

Dem Weihrauch sind die Damen hold;
Und haben wir Wein von gutem Gewächs,
So trinken wir drei so gut als ihrer sechs.

Da wir nun hier schöne Herrn und Fraun,

Aber keine Ochsen und Esel schaun;
So sind wir nicht am rechten Ort,
Und ziehen unseres Weges weiter fort




Den Drillingsfreunden von Cölln, mit einem Bildnisse

Johann Wolfgang von Goethe
Der Abgebildete
Vergleicht sich billig
Heilgem Dreikönige,
Dieweil er willig
Dem Stern, der Ostenher
Wahrhaft erschienen,
Auf allen Wegen war
Bereit zu dienen.
Der Bildner gleichenfalls
Vergleicht sich eben
Dem Reiter, der den Hals
Darangegeben,
Wie Hämmling auch gethan,
Ein Held geworden
Durch seine Manneskraft
Ritter von Orden.

Darum zusammen sie
Euch nun verehren,
Die zum Vergangenen
Muthig sich kehren,
Stein, Heilge, Sammt und Gold -
Männiglich strebend
Und altem Tage hold -
Fröhlich belebend.
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